Erfolgsfaktor Sanierung: Unter der Sonne Sachsens

Ein Hochtechnologieunternehmen aus der wirtschaftlichen Dunkelheit zurück ins Licht geführt – für die Sanierung des Leipziger Solar-Spezialisten Wavelabs passt diese Zusammenfassung sehr gut. Der Generalbevollmächtige und der Sachwalter berichten über die Besonderheiten des Verfahrens, bei dem durch den Einsatz und das Engagement aller Beteiligten in nur vier Monaten eine Übernahmelösung gefunden wurde. Der siebte Teil unserer Serie „Erfolgsfaktor Sanierung“.
Ein entscheidender Faktor
Das Grundprinzip von Solarzellen ist einfach: Einfallendes Sonnenlicht erzeugt elektrische Spannung, die in Strom umgewandelt wird. Der Wirkungsgrad von Einzelsolarzellen ist durch den sogenannten Auger-Effekt aber auf knapp 30 Prozent begrenzt. Mit Tandemsolarzellen und -modulen lässt sich diese physikalische Grenze überwinden, und eine höhere Energieausbeute pro Fläche macht Solarenergie nicht nur noch nachhaltiger, sondern schafft auch enorme Einsparpotenziale bei der Herstellung von Solarzellen- und Modulen. Die industrielle Herstellung der siliziumbasierten Solarzellen und -modulen wird daher weltweit intensiv vorangetrieben und vorbereitet. Für die Verlässlichkeit und Vergleichbarkeit der Zellen und Module über ihre Wirkungsgrade ist die standardisierte Kalibrierung ein entscheidender Faktor, für die die LED-basierten Sonnensimulatoren von Wavelabs aus Leipzig wiederum das technologische Herzstück darstellen.
Ein weltweites Alleinstellungsmerkmal
Wavelabs wurde 2011 gegründet und hat sich seitdem zu einem namhaften Anbieter für Solarmesstechnik entwickelt. Zahlreiche Forschungs-, Test- und Bildungseinrichtungen sowie große Photovoltaik-Hersteller setzen Sonnensimulatoren von Wavelabs ein, die am Sitz des Unternehmens auf dem ehemaligen Werksgelände der Leipziger Baumwollspinnerei entwickelt und gefertigt werden. Das Besondere ist, dass die Sonnensimulatoren von Wavelabs das Sonnenlicht zu beliebigen Tageszeiten und Regionen simulieren können – ein weltweites Alleinstellungsmerkmal, durch das nicht nur der Einfluss auf Tandemmodule untersucht werden kann, sondern auch aufwendige und wetterabhängige Außentests von Solarzellen und -modulen in Zukunft nicht mehr notwendig sind.
Gesicherte Zukunft
„Nicht mehr notwendig“ trifft auch auf die Suche nach einem Investor für Wavelabs zu. Seit Anfang Juni 2025 ist die Zukunft von Wavelabs gesichert und Eternal Sun, ein weltweit führender Spezialist für Solarpanel-Prüftechnologie aus den Niederlanden, hat den Geschäftsbetrieb vollständig übernommen. Teil der Vereinbarung ist auch eine Zusage für den Erhalt und Ausbau des Wavelabs-Standorts in Leipzig. „Mit Eternal Sun als starkem Investor und Partner kann Wavelabs nicht nur zuversichtlich in die Zukunft blicken, sondern seine Expertise bei der Entwicklung und Herstellung von Sonnensimulatoren von einer soliden wirtschaftlichen Basis aus auf eine neue Stufe heben. Die beiden Partner passen bei der Technologie und ihrem Branchenfokus hervorragend zusammen und eröffnen sich gegenseitig den Zugang zu neuen Märkten“, sagt Reinhard Klose, Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht bei der Kanzlei Flöther & Wissing, der als Generalbevollmächtigter den Sanierungs- und Investorenprozess gesteuert hat. Aufgrund geringer Investitionsbereitschaft und einer allgemein sinkenden Nachfrage in der Solarbranche hatte Wavelabs im Frühjahr 2025 ein Eigenverwaltungsverfahren eingeleitet, um sich neu aufzustellen.
Aus Leipzig in die Welt
Bei der erfolgreichen Neuaufstellung spielte die internationale Komponente eine große Rolle. „Die meisten Kunden von Wavelabs haben ihren Sitz im Ausland, viele davon in Asien. Das zeigt sich auch darin, dass es den Internetauftritt von Wavelabs nur auf Englisch und auf Chinesisch gibt“, sagt Rüdiger Bauch. Der Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht, der unter anderem am Leipziger Standort von Schultze & Braun tätig ist, hat das Verfahren konstruktiv begleitet und die Interessen der Gläubiger vertreten. „Da wir bei den Gesprächen mit den Kunden, aber auch den Lieferanten von Wavelabs oft mit großen Zeitunterschieden zu tun hatten, haben Reinhard Klose und ich uns diese Aufgabe aufgeteilt – im Interesse der Sanierung und damit indirekt auch der Gläubiger, für die eine Fortführungslösung grundsätzlich die beste Lösung ist.“
Professioneller Umgang mit der Sondersituation der Insolvenz
Eternal Sun ist ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich der Prüftechnologie für Solarmodule mit sechs Standorten in vier Ländern und hat angekündigt, den Großteil der rund 60 Beschäftigten zu übernehmen. „Belegschaft und Geschäftsführung haben Wavelabs durch die Zeit der Neuaufstellung getragen. Ihr Einsatz und Durchhaltevermögen waren entscheidend für den Erfolg der Investorenlösung und den nun anstehenden Neustart“, sagt Reinhard Klose. Besonderen Respekt hat der erfahrene Sanierer vor dem professionellen Umgang der Mitarbeitenden mit der Sondersituation der Insolvenz, die für einige von ihnen allerdings den Verlust des Arbeitsplatzes bedeutet hat.
„Auch wenn das Geschäft von Wavelabs sich im internationalen Hochtechnologiebereich abspielt, war und ist die Zusammenarbeit am Leipziger Unternehmenssitz wie in einer Start Up-Familie. Jeder identifiziert sich voll mit Wavelabs. Umso einschneidender waren natürlich die im Zuge der Neuaufstellung unumgänglichen Personalanpassungen“, erläutert Klose. „Aber alle Mitarbeitenden – gerade auch diejenigen, denen gekündigt werden musste, um das Unternehmen erhalten zu können – sind mit dieser Situation extrem professionell umgegangen und haben sich bis zum letzten Arbeitstag eingebracht.“
Fortbestand eines Hochtechnologieunternehmens
„Die Fortführungslösung für Wavelabs ist das Ergebnis intensiver Verhandlungen und zeigt, wie die Instrumente des Insolvenzrechts den Fortbestand eines Hochtechnologieunternehmens sichern können“, sagt Rüdiger Bauch. „Es freut mich sehr, dass sich der Einsatz und das Engagement aller Beteiligten im Verfahren gelohnt hat.“ Die Unternehmensgeschichte von Wavelabs kann nun unter der Sonne Sachsens fortgeschrieben werden.

Über Wavelabs: Wavelabs wurde 2011 in Leipzig gegründet und hat sich seitdem zu einem namhaften Anbieter für Solarmesstechnik entwickelt. Zahlreiche Forschungs-, Test- und Bildungseinrichtungen sowie große Photovoltaik-Hersteller setzen Sonnensimulatoren von Wavelabs ein.
Rüdiger Bauch
ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht bei der bundesweit vertretenen Kanzlei Schultze & Braun. Er wird in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen an verschiedenen Gerichten bestellt und hat bereits zahlreiche Unternehmen bei ihren Sanierungen begleitet.