Ziegler Gruppe: Investorenprozess abgeschlossen

17. Oktober 2025 Pressemitteilung Verfahren

  • 27 Betriebe und über 70 Prozent der Ziegler-Arbeitsplätze konnten erhalten werden
  • Betriebe behalten ihre Standorte in der Region
  • Insolvenzverwalter Böhm: „Angesichts der schwierigen Ausgangslage ein großer Erfolg.“

Plößberg (Oberpfalz). Der Insolvenzverwalter der Ziegler Gruppe, Volker Böhm von Schultze & Braun, hat heute eine Bilanz des Investorenprozesses für die einzelnen Gesellschaften des Konzerns gezogen. Von den 33 operativen Geschäftsbetrieben konnten 27 an Investoren übertragen werden. Die Standorte der von Investoren übernommenen Geschäftsbetriebe bleiben nahezu vollzählig erhalten.

„Angesichts der schwierigen Ausgangslage ist dies trotz der damit verbundenen Arbeitsplatzverluste ein großer Erfolg“, betonte Volker Böhm. „Dass dies gelingen würde, war zu Beginn der Insolvenzverfahren alles andere als sicher. Eine große Zahl der Gruppenunternehmen erwirtschaftete hohe Verluste. Bei einer ganzen Reihe dieser Betriebe war es daher zu Beginn sogar fraglich, ob eine Fortführung im vorläufigen Verfahren möglich war, obwohl in diesem Zeitraum durch das Insolvenzgeld keine Löhne und Gehälter bezahlt werden mussten.“ 

Eine Rettung dieser Betriebe konnte deshalb nur mithilfe von Investoren gelingen – und das auch nur dann, wenn die entsprechenden Kaufverträge bis zur Eröffnung der Insolvenzverfahren geschlossen werden. Die Investorenprozesse standen infolgedessen von Anfang an unter enormem Zeitdruck. „Normalerweise können wir das vorläufige Insolvenzverfahren nutzen, um einen Geschäftsbetrieb so weit zu stabilisieren, dass der Abschluss des Investorenprozesses auch noch einige Monate nach Verfahrenseröffnung erfolgen kann“, erläuterte Volker Böhm. „Bei Ziegler hatten wir hingegen bei den meisten Unternehmen nur maximal zehn Wochen Zeit, um eine Lösung zu finden und die Stilllegung zu vermeiden.“

Ein Verkaufsprozess dieser Größenordnung mit einem derart engen Zeitplan kann nur dann gelingen, wenn die vorläufige Insolvenzverwaltung schnell handelt und den Verkaufsprozess sofort startet. „Tatsächlich gelang es trotz der widrigen Umstände, alle wesentlichen Geschäftsbetriebe fortzuführen und schnell in Verhandlungen mit geeigneten Investoren einzutreten“, ergänzte Böhm. Dies lässt sich aber nur dann innerhalb kürzester Zeit bewältigen, wenn der Insolvenzverwalter selbst ein großes eigenes Team mitbringt und zusätzlich eine Reihe erfahrener externer Dienstleister an seiner Seite hat, u.a. für die Steuerung der Investorenprozesse, die Gestaltung der Kaufverträge und das Controlling.  

Eine wichtige Grundsatzentscheidung musste bereits zu Beginn des Verfahrens getroffen werden: Sollte auch nach Investoren gesucht werden, die den Konzern als Ganzes übernehmen würden? Oder war es aussichtsreicher, die Gruppe aufzuteilen? Schließlich war die Zusammensetzung des Konzerns äußerst inhomogen. Die Ziegler Gruppe hatte in den zurückliegenden Jahren ihre Geschäftstätigkeit erheblich ausgeweitet und unterschiedlichste Betriebe zugekauft. Neben den großen Sägewerken und den weiteren holzverarbeitenden Betrieben gehörten inzwischen zahlreiche branchenfremde Unternehmen zum Konzern. Dazu zählten u.a. verschiedene Hausbauunternehmen, ein Fensterbauer, ein Architekturbüro, ein Haustechnikbetrieb, ein Baumarkt, ein Bahnhof, Gastronomiebetriebe, sowie ein Maschinenbau- und ein Handelsunternehmen. „Die Investorensuche auf eine Gesamtlösung auszuweiten, war deshalb wenig aussichtsreich und hätte wertvolle Zeit gekostet“, erläutert Böhm. „Wir haben deshalb die Betriebe je nach Geschäftstätigkeit in Einheiten zusammengefasst und sie passenden Investoren angeboten.“ Diese Strategie ging auf. 

Im Ergebnis gelang es Insolvenzverwalter Böhm und seinem Team sowie den beteiligten Beratern (u.a. PWC und Taylor Wessing) 27 Geschäftsbetriebe und Unternehmen zu verkaufen – inklusive der Sägewerke in Rumänien und Schweden – und damit rund 70 Prozent aller Arbeitsplätze zu erhalten. Vor den Insolvenzanträgen waren in den operativen Unternehmen der Ziegler Gruppe etwas mehr als 2.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Nach Abschluss der einzelnen Investorenverträge haben insgesamt fast 1.900 ehemalige Ziegler-Arbeitnehmer ihre Arbeitsplätze in den ehemaligen Ziegler-Betrieben behalten können. 

„Jeder Arbeitsplatz, der durch ein Insolvenzverfahren verloren geht, ist für die jeweiligen Betroffenen ein schwerer Verlust“, unterstrich Böhm. „Angesichts der außergewöhnlichen Umstände bin ich aber erleichtert, dass es uns gelungen ist, eine solch große Zahl von Arbeitsplätzen zu erhalten, außerdem das Sägewerk im Oberpfälzer Wald als wichtigen Abnehmer für die regionalen Waldbauern.“ Nicht zuletzt konnten durch die Investorenlösungen für die rund 3.000 Gläubiger des Konzerns – darunter viele Handwerker und Dienstleister aus der Region sowie die Arbeitnehmer – substanzielle Erlöse erzielt werden. Überdies blieben die geretteten Betriebe der regionalen Wirtschaft als künftige Vertragspartner erhalten. 

Der erste Verkauf an einen Investor gelang Mitte Januar 2025, gerade einmal zwei Monate nach dem Insolvenzantrag. Böhm veräußerte die Ziegler-Dämmstofftochter „naturheld“ an die „Josef Rettenmaier Naturenergie Holding GmbH & Co. KG“. Der Investor kündigte an, den Standort in Grafenwöhr/Hütten in vollem Umfang zu erhalten und alle der rund 130 Arbeitnehmer zu übernehmen. Danach ging es Schlag auf Schlag: Zwei Wochen später übernahm die „Rettenmeier Holding AG“ den Ziegler-Geschäftsbereich Holzverarbeitung mit sechs Geschäftsbetrieben und 650 Beschäftigten. Es folgten u.a. die Verkäufe verschiedener Ziegler-Hausbauunternehmen, die Zimmerei Ziegler, die Auslands-Sägewerke und eine ganze Reihe weiterer Gesellschaften (siehe Anlage). Für den letzten zum Verkauf stehenden Geschäftsbetrieb, die Zehendner Keramik GmbH, hat sich allerdings noch kein Investor gefunden: Das Unternehmen mit seinen 28 Mitarbeitern muss zum 31. Oktober seinen Betrieb einstellen, sofern nicht doch noch kurzfristig ein Übernehmer einen Kaufvertrag unterzeichnet.

Der Verlust an Arbeitsplätzen ist u.a. darauf zurückzuführen, dass für den Geschäftsbereich Logistik mit seinen über 300 Mitarbeitern kein Investor an der Übernahme interessiert war. Hinzu kamen rund 120 Kündigungen durch die Stilllegung von Eisen Knorr, die allerdings bereits vor den Insolvenzanträgen beschlossen worden war. 


Insolvenzverwalter


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Christoph Möller

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