+++ACHTUNG BETRUGSVERSUCH! Gefälschte Angebote zum Kauf von Vermögenswerten aus Insolvenz- und StaRUG-Verfahren, die angeblich von Schultze & Braun verschickt worden sein sollen. Gehen Sie nicht auf diese Angebote ein und setzen Sie sich im Schadensfall mit der Polizei in Verbindung.  +++ACHTUNG BETRUGSVERSUCH! Gefälschte Angebote zum Kauf von Vermögenswerten aus Insolvenz- und StaRUG-Verfahren, die angeblich von Schultze & Braun verschickt worden sein sollen. Gehen Sie nicht auf diese Angebote ein und setzen Sie sich im Schadensfall mit der Polizei in Verbindung.

Von existenzieller Bedeutung: Handlungsbedarf für Unternehmen bei den Pensionsverpflichtungen

05. Dezember 2025 Blog Insolvenzrecht Restrukturierung und Sanierung Wirtschaftsrecht

Pensionsverpflichtungen haben für Unternehmen große Bedeutung und können für sie sogar zur existenziellen Herausforderung werden. Alexander von Saenger von Schultze & Braun ordnet im Interview die Bedeutung der finanziellen Aufwendungen für die Unternehmen ein und erläutert den Handlungsbedarf und die Möglichkeiten für Unternehmen. 

Herr von Saenger, seit Herbst 2023 hat die Europäische Zentralbank, EZB, die Leitzinsen gesenkt. Was bedeutet das für Unternehmen und ihre Pensionsverpflichtungen?

von Saenger: Es ist es in der Tat so, dass wir eine Zeit der niedrigen Zinsen haben. Für Unternehmen ist das von großer Bedeutung, da diese Entwicklung für sie wirtschaftlich von Nachteil sein kann. Denn durch niedrigere Zinsen steigen die finanziellen Aufwendungen für die Verpflichtungen, mit denen sie die Pensionszusagen für ihre Mitarbeitenden abdecken – eine Entwicklung, die wir bereits aus der Niedrigzinsphase zwischen 2008 und 2022 kennen, auch wenn die Leitzinsen der EZB damals noch weitaus niedriger waren als heute.

Weshalb sind die vergleichsweise niedrigen Leitzinsen der EZB mit Blick auf die Pensionsverpflichtungen von besonderer Bedeutung für Unternehmen?

von Saenger: Das liegt daran, dass beim sogenannten Rechnungszins, anhand dessen die notwendigen Rückstellungen für die Pensionszusagen berechnet werden, der durchschnittliche Marktzinssatz der vergangenen zehn Geschäftsjahre eine wichtige Rolle spielt. Der Großteil des Zehnjahres-Zeitraums war geprägt von niedrigen Zinsen, die Leitzinserhöhungen zwischen dem Sommer 2022 und dem Herbst 2023 fallen dabei nur wenig ins Gewicht. Das führt dazu, dass die künftigen Verpflichtungen der Unternehmen – etwa für die betriebliche Altersversorgung ihrer Mitarbeitenden – mit einem niedrigen Zins in die Gegenwart abgezinst werden und die Unternehmen daher mehr Rückstellungen bilden müssen.

Das klingt zunächst einmal abstrakt. Lässt sich sagen, was das konkret bedeutet?

von Saenger: Das lässt sich gut mit einem Beispiel verdeutlichen: Nehmen wir ein mittelständisches Unternehmen. Wenn ein solches Unternehmen aufgrund der niedrigen Zinsen einige zehn- oder hunderttausend Euro mehr für die Pensionsrückstellungen aufbringen muss, kann das die Liquiditätsplanung vor eine große Herausforderung stellen – gerade angesichts der generell volatilen wirtschaftlichen Entwicklung. Im Fall der Fälle können die Pensionsrückstellungen sogar zu einer bilanziellen Überschuldung des Unternehmens führen. Da die Insolvenzantragspflicht seit dem Jahresbeginn 2024 wieder voll greift, ist die Geschäftsleitung dann verpflichtet, innerhalb der gesetzlichen Fristen einen Insolvenzantrag zu stellen. 

Gibt es weitere Besonderheiten, die Unternehmen mit Pensionsverpflichtungen im Blick haben sollten?

von Saenger: Bei Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden bereits seit vielen Jahren eine Alters-, Invaliden- oder Hinterbliebenenversorgung anbieten, kommt eine zusätzliche Herausforderung hinzu. Es kann es sein, dass das Verhältnis zwischen der Zahl der Betriebsrentner und der Zahl der aktiven Mitarbeitenden über die Jahre in Schieflage gerät – etwa, wenn das Unternehmen sein Geschäftsmodell anpassen oder sich aus anderen Gründen verkleinern muss. 

Wie beim bekannten Modelleisenbahn-Hersteller Fleischmann, bei dem die Pensionsverpflichtungen 2015 zu einer finanziellen Schieflage geführt haben

von Saenger: Ja, nach Angaben des Unternehmens waren die verbliebenen 33 Mitarbeitenden damals nicht mehr in der Lage, die Pensionsverpflichtungen von mehr als 600 ehemaligen Mitarbeitenden zu erwirtschaften. Die Geschäftsleitung stellte einen Insolvenzantrag. Im Zuge des Verfahrens wurde für die Sanierung des Unternehmens ein Insolvenzplan erstellt und mit den Gläubigern abgestimmt. Ein wichtiger Bestandteil der Sanierung war, dass der Pensions-Sicherungs-Verein, kurz PSVaG, auf einen Großteil seiner Forderungen verzichtet hat, und die Pensionsverpflichtungen für die ehemaligen Mitarbeitenden des Unternehmens übernahm.

Was raten Sie Unternehmen beim Thema Pensionsverpflichtungen?

von Saenger: Unternehmen sollten das Thema Pensionsverpflichtungen daher generell im Blick haben und ihre aktuelle Situation und den Handlungsbedarf prüfen. Bei den Pensionsverpflichtungen gilt die Devise: Je früher eine Schieflage erkannt wird, desto größer sind die Chancen, eine Lösung zu finden und die Pensionsverpflichtungen dadurch nicht zur existenziellen Herausforderung werden zu lassen. 

Alexander von Saenger

ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht bei Schultze & Braun. Er ist unter anderem an den Standorten in Bremen und Nürnberg der bundesweit vertretenen Kanzlei tätig. Seine Spezialgebiete sind das Sanierungsarbeitsrecht und die Beratung von Unternehmen rund um das Thema Leiharbeit.